Vater und Sohn wieder vereint
Amtsgericht Koblenz gibt Mallorquiner im Streit mit Ex-Lebensgefährtin recht.
Mallorca, 11. November – Mehr als ein Jahr hat Manel Canalejo (34) darauf gewartet: Er nimmt seinen Sohn Gabriel (6) in den Arm. „Die Hölle ist vorbei”, sagt er. Begonnen hatte sie für den Mallorquiner aus Algaida am 2. September 2009, als seine deutsche Ex-Lebensgefährtin den gemeinsamen Sohn außer Landes brachte – obwohl beide sich das Sorgerecht teilen, obwohl ein Gericht in Palma der Mutter untersagt hatte, das Land mit dem Jungen zu verlassen.
„Diese Situation ist schrecklich”, sagt Canalejo. „Du bist total auf dich alleine gestellt, niemand sagt dir, was zu tun ist.” Monatelang wusste er nicht einmal, wo sich sein Sohn aufhielt. Es gab keinerlei Kontakt. Die Versuche mit drei verschiedenen Anwälten, zumindest den Aufenthaltsort des Jungen ausfindig zu machen, blieben erfolglos. „Die deutschen Behörden haben sich stur gestellt und jegliche Kooperationsbereitschaft vermissen lassen”, sagt Canalejo.
Bis er Heike Dahmen-Lösche traf. Die Fachanwältin für Familienrecht aus Duisburg, die auch auf der Insel in Kooperation mit der Anwaltspraxis ETL Mallorca aktiv ist, brachte den Durchbruch. Sie machte den Wohnort der Mutter bei Koblenz ausfindig und sorgte dafür, dass der Fall vor dem zuständigen Amtsgericht landete. „Was die Mutter gemacht hat, ging gar nicht”, sagt sie.
Das sah auch der Richter so, der nun die Herausgabe des Jungen verfügte. Zuvor hatte er ein Wiedersehen zwischen Vater und Sohn auf einem Spielplatz in Neuwied angeordnet. Gabriels positive Reaktion überzeugte die Jugendamts-Mitarbeiter, die das Treffen beobachteten. „So ein Gefühl wie in dem Moment habe ich noch nie gehabt”, sagt Canalejo. „Nach so langer Zeit, nach so viel Kampf und als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte.”
Nun leben Gabriel, Manel und dessen Lebensgefährtin wieder in Algaida. Der Junge müsse sich nun erst einmal eingewöhnen. „Er ist verwirrt und muss das alles jetzt verarbeiten”, sagt Canalejo. Selbst Spanisch und Mallorquín habe er verlernt. Der Junge sei von der Mutter unter Druck gesetzt worden und habe seelische Schäden davongetragen. „Wir versuchen jetzt, das Vertrauen wieder aufzubauen und die Zeit aufzuholen, die man uns gestohlen hat.”
Erledigt ist der Fall für den Vater damit aber nicht. Er will das alleinige Sorgerecht beantragen. Kontakt soll Gabriel weiter auch zu seiner Mutter haben, wenigstens per Telefon. Denn dass sie nach Mallorca kommt, ist unwahrscheinlich: Hier wartet ein Gerichtsverfahren auf sie, weil sie gegen die richterliche Anordnung verstoßen hat, Spanien nicht mit dem Jungen zu verlassen.
Vor allem will Canalejo aber eines: Dass andere Eltern nicht durchmachen müssen, was er erlebt hat. Dafür will er sich jetzt bei der Vereinigung der getrennt lebenden Familienväter (Asociación de Padres de Familia Separados) engagieren. Er fordert zum Beispiel strengere Flughafen-Kontrollen: „Laut Gesetz dürfen Minderjährige in der EU ein Land nur dann verlassen, wenn sie eine schriftliche Erlaubnis beider Eltern dabei haben. Würde dies kontrolliert, wäre all das nicht passiert.”
Quelle: Mallorca – Magazin
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