Juristischer Sieg hilft Vater nicht

Italienische Mutter hält aus Deutschland entführte Söhne versteckt.Der Mann hat das Sorgerecht zugesprochen bekommen. Ein italienisches Gericht bestätigte diese Entscheidung. von Eva Arndt

Mailand – „In Deutschland gehören die Kinder dem Staat.“ Mit solch starken Worten sorgt die Italienerin Marinella Colombo seit Monaten in ihrer Heimat für Aufsehen. — Fakt ist: Sie hat in einer Blitzaktion im Frühjahr 2010 zum zweiten Mal ihre beiden Söhne aus Deutschland entführt und hält sie – vermutlich in Mailand – versteckt, obwohl ihr deutscher Ex-Mann das Sorgerecht für Nicolo (8) und Leonardo (12) hat.
In Interviews spart die Mutter nicht mit harten Attacken gegen den deutschen Staat. Wenn es um das Wohl von Kindern gehe, würden Behörden einseitig entscheiden, Eltern gedemütigt, Akten im Zweifelsfall gefälscht. In Deutschland seien die Gesetze eben anders als im Rest von Europa. „Da haben Kinder nicht eine Mutter und einen Vater, sondern sind Eigentum des Staates“, sagt die Managerin, die nach eigenen Angaben sechs Sprachen spricht.

Der Hinweis, dass das Jugendamt in der Nazizeit ins Leben gerufen wurde, wird in Italien in der Diskussion gerne zur Sprache gebracht. Ungeachtet dessen, dass internationales Recht gegen ihr Handeln spricht, wird die selbstbewusste Frau in den italienischen Medien als „La Mama“ gefeiert, die sich mutig gegen den deutschen Staat stellt und ihren eigenen Weg geht.

Das Münchener Familiengericht kam nach einem Gutachten zu dem Schluss, dass die Kinder beim Vater besser aufgehoben sind, weil die Mutter sie zu sehr an sich bindet. Dennoch nahm Colombo die Jungen 2008 kurzerhand mit nach Italien.

Monatelang kämpfte der Vater um die Rückkehr seiner Söhne. Ein dreiviertel Jahr später schickten Italiens Behörden die Kinder zurück nach Deutschland. Ein Jahr lang war für Vater Tobias Ritter die Welt wieder in Ordnung. Doch dann verschwanden seine Söhne mitten am Tag. Marinella Colombo hatte sie nach Mailand verschleppt.

Gegen das deutsche Urteil, dass die Söhne zurück zum Vater sollen, hat Marinella Colombo Revision beim Mailänder Gericht beantragt. Jetzt bestätigte das italienische Gericht das deutsche Urteil allerdings.

Der juristische Sieg bringt dem Vater die Söhne allerdings noch nicht zurück, denn die Mutter ist nicht bereit, das Versteck preiszugeben. Zur Schule gehen die beiden Jungen „natürlich nicht“, sagt Marinella Colombo. Das werde privat geregelt.

Quelle: NWZ

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