Väter zweiter Klasse

Nicht eheliche Kinder genießen in Deutschland dieselben Rechte wie die Sprösslinge von Ehepaaren. Unverheiratete Väter hingegen warten noch immer vergeblich auf auch nur ein wenig Gleichberechtigung.

Für Tausende Väter war es ein absoluter Tiefschlag. Doch die obersten Richter am Verfassungsgericht in Karlsruhe kannten kein Pardon. Die Frage, welcher Teil eines unverheirateten Paares im Streitfall die Kinder bekommt, beantworteten sie gemäß der schon im dritten Reich benutzten Parole: „Mutti ist immer die Beste“.  Im gebügelten Juristendeutsch liest sich das so: „Angesichts der Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse, in die nichteheliche Kinder hineingeboren werden, ist es verfassungsgemäß, das nichteheliche Kind bei seiner Geburt sorgerechtlich grundsätzlich der Mutter zuzuordnen“ (BVerfG; Az. 1 BvL 20/99 und 1 BvR 933/01).
Seit dieser Entscheidung sind nun fast 10 Jahre vergangen. — Das schon damals nicht mehr zeitgemäße Urteil zeigt aber leider auch heute noch seine den Vätern gegenüber diskriminierende Wirkung. Die Statistik belegt: Wenn eine Partnerschaft scheitert, sind es noch immer die Frauen, die sich als Alleinerziehende um die gemeinsamen Kinder kümmern. Die Quote liegt bei 85 Prozent.

Der ungehinderte familienfähige Umgang der Kinder mit beiden Eltern ist ihr natürliches Recht und ist deshalb von der staatlichen Gemeinschaft eigendlich besonders zu schützen. Kinder brauchen Mütter und Väter.
Das Gesetz gibt ihnen ein Recht auf beide, beide sind dazu verpflichtet, sich um ihre Kinder zu kümmern.
Eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen.
Doch Hunderttausenden von Vätern wird in Deutschland der Umgang mit ihren Kindern verwehrt, Kindern der Umgang mit den Vätern, obgleich sie dazu sogar verpflichtet sind.

Der Väteraufbruch für Kinder e.V. kämpft in Deutschland insbesondere für das Recht der Kinder auf ihre Väter. Ebenso tritt er ein für das Recht der Väter auf einen angemessenen Umgang mit ihren Kindern, wo ihnen dieser verwehrt wird. Er setzt sich ein für die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Väter in einem Land, in dem Anspruch und Wirklichkeit ihrer gesetzlich verbrieften Rechte im Familienrecht bei weitem auseinander fallen.
Er bekennt sich zu einer aktiven und verantwortlichen Vaterschaft. Und lehnt ein familienpolitisches Rechtsverständnis ab, das Väter auf die Rolle des Zahlmeisters reduziert.

Väter sind für die Entwicklung ihrer Kinder ebenso wichtig wie Mütter. Kinder, die ohne einen ihrer Elternteile aufwachsen, oder sogar vom betreuenden Elternteil gegen des anderen aufgewiegelt werden, erleiden dadurch oft schwerwiegende seelische Schäden.
Es ist für den Väteraufbruch für Kinder e.V. darum selbstverständlich, dass er die Rechte der Kinder auf ihre Mütter in gleicher Weise verteidigt und respektiert wie die auf ihre Väter.

Zusammen mit Teilnehmern aus ganz Deutschland hat der Väteraufbruch für Kinder e.V. am 26. Juni 2010 in Berlin demonstriert. Unter dem Motto „Schluss mit Vätern zweiter Klasse“ forderten die Demonstrierenden, dass nicht miteinander verheiratete Eltern das Sorgerecht ab Geburt ihrer Kinder gemeinsam ausüben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte vor einem halben Jahr geurteilt, dass die deutsche Regelung des Sorgerechts Väter ohne Trauschein diskriminiert und ihr Grundrecht auf Familie verletzt. Ein erster Reformentwurf wird im Herbst erwartet.

Zum Auftakt der Demonstration traf die Fahrradtour Bodensee-Berlin ein. Willi Schöner war für seine Tochter Anna 1150 km quer durch Deutschland geradelt. Zusammen mit vielen anderen Mitradlern wurde er auf dem Alexanderplatz von den Moderatoren der Demonstration, Angela Hoffmeyer und Dietmar Nicolai Webel, begrüßt.

Emotionaler Höhepunkt war eine Kreideaktion vor dem Brandenburger Tor: Väter, Mütter und Großeltern, die seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern und Enkeln haben, schrieben die Namen ihrer Lieben auf den Boden des Pariser Platzes. „Das war das erste Mal“, meinte ein Demonstrant ergriffen , „dass ich in meiner Betroffenheit eine so überwältigende Solidarität gespürt habe.“

In seiner Abschlussrede auf dem Gendarmenmarkt machte der Bundesvorsitzende des Väteraufbruchs, Prof. Dr. Dr. Ulrich Mueller, den Demonstrierenden Mut, dass es beim Sorgerecht einen Wandel in ihrem Sinne geben werde. Zuvor hatte Rainer Sonnenberger auf dem Alexanderplatz gefordert, die gemeinsame elterliche Sorge grundsätzlich an alle Eltern gemeinsam zu vergeben. Helge Messner kritisierte vor dem Bundesfamilienministerium, dass Eltern, die getrennt von ihren Kinder leben, in dem aktuellen Familienreport unberücksichtigt bleiben. Doris Hanke vom Kreisverein Dresden beschrieb vor dem Bundesjustizministerium den enormen Einfluss von „Erstfrauen“ und forderte einen besseren Schutz von „Zweitfamilien“.

Quelle: Väteraufbruch für Kinder e.V.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Nachrichtenarchiv
Networked Blogs

Thumbnail Screenshots by Thumbshots