Zornige Väter
Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen; Mütter, die an der Herausforderung der Alleinerzieherschaft zerbrechen; Scheidungsopfer, Sorgerechtsfragen und Karenzväter – aktueller könnte ein Krimi nicht sein.
Dessen Protagonistin ist die Magistratsbeamtin Anna Posch, die per Hotline Menschen in sozialer Notlage hilft – ein Job, der starke Nerven voraussetzt.
Eine Sozialarbeiterin aus der Frauenberatungsstelle wird ermordet und sehr schnell wird klar, dass das Motiv im Umfeld von Scheidungsvätern und Sorgerechtsstreitigkeiten zu suchen ist. Die Autorin Lisa Lercher leuchtet dieses Thema gekonnt professionell aus – manchmal erschreckend realistisch. Aber auch die Nebenhandlung kommt nicht zu kurz. Zornige Väter handelt vom bitteren Kampf Väter gegen Mütter um das Sorgerecht und die Macht über die verlorene Familie.
Ein Polizist ermordet seine türkische Frau, eine radikale Väterorganisation verwickelt Anna Posch, die engagierte Beamtin, in ihre illegalen Machenschaften und zu allem Überfluss hadert Annas beste Freundin, die Journalistin Mona Sommer, mit ihrer Situation als Alleinerzieherin und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Je mehr Anna hinter die Kulissen vermeintlich funktionierender Familien sieht, desto klarer sieht sie statt ewiger Liebe blinden Zorn.
Die österreichische Krimiautorin Lisa Lercher verbindet damit hochaktuellen gesellschaftspolitischen Sprengstoff mit Krimispannung – eine explosive Mischung!
„Zornige Väter“ verfügt über den Spannungsbogen und auch andere Genremerkmale eines Krimis: lässige Dialoge, saloppe Sprache, Tempo. Des Rätsels Lösung ist freilich weniger der Logik der Beamtin zu verdanken als viel eher dem Zufall, was miträtselnde Leser enttäuschen mag.
Lisa Lercher, deren Roman „Mutprobe“ für den ORF verfilmt wurde, setzt die Handlung allerdings handwerklich geschickt um; interessant ist ihr Buch aber vor allem wegen der kritisch-differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema Familie.
Quelle: Milena-Verlag